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Das geschichts- und erinnerungspolitische Programm der AfD: Heldengedenken statt Mahnung und Erinnerung

von Norbert Müller

Am 27. Januar 1945 befreiten Soldaten der Roten Armee das Konzentrationslager Auschwitz. Alljährlich begeht die Politik mit Gedenkstunden etwa im Deutschen Bundestag, Reden und Trauerbeflaggung an diesem Datum seit 1996 den „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“. Dieser wurde unter anderem auf Betreiben der PDS eingeführt. Dass ein solches institutionalisiertes Gedenken an einigen ausgewählten Tagen bei weitem nicht ausreichen kann, liegt auf der Hand. Umso wichtiger ist es, dass zahlreiche Initiativen rund um solche Gedenktage, aber auch darüber hinaus nicht müde werden, und immer wieder an die Opfer, an die Abermillionen Ermordeten, Gefolterten und Erniedrigten erinnern und uns mahnen, dass Auschwitz nie wieder sei. Wie wichtig das ist, zeigt auch der Umstand, dass Mahnung und Erinnerung stetigen Angriffen revisionistischer Kreise ausgesetzt sind. Als deren Lautsprecher tut sich aktuell vor allem die Alternative für Deutschland hervor.

Für alle offenbar wurde, was die AfD vom Gedenken an die Opfer der Nazibarberei hält, zuletzt mit der Rede Bernd Höckes in Dresden. Das Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin bezeichnete Höcke als „Denkmal der Schande“ und forderte anschließend eine „erinnerungspolitische Wende um 180 Grad“. Wie diese erinnerungspolitische Wende aussehen soll, ist dabei allzu offensichtlich: die Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus und dessen Opfer soll aus der Öffentlichkeit verschwinden und ersetzt werden durch ein deutschnationales Heldengedenken. 

Höckes Auffassungen sind dabei keineswegs eine randständige Erscheinung innerhalb der AfD. Sie gehören fest zum Stammrepertoire der Rechten. So forderte die AfD-Fraktion im Landtag von Baden-Württemberg um den AfD-Co-Vorsitzenden Meuthen jüngst, Zuschüsse für Klassenfahrten zu „Gedenkstätten nationalsozialistischen Unrechts“ für Fahrten zu „bedeutsamen Stätten der deutschen Geschichte“ umzuwidmen. Zudem sollten nach den Vorstellungen der AfD die Gelder, mit denen das Land Baden-Württemberg die französische NS-Gedenkstätte in Gurs fördert, gestrichen werden.

Wie sich die AfD die öffentliche Rezeption deutscher Geschichte konkret vorstellt, macht zurzeit die „Junge Alternative“ vor. In diversen Veranstaltungen feiert die AfD-Jugendorganisation die Gründung des Deutschen Reiches 1871. Die blutigen von Preußen angezettelten Kriege, die der sogenannten Reichseinigung vorausgingen, werden in ihrem Geschichtsbild zu notwendigen Heldtaten umgedeutet. Die Opfer der Kriege finden in der Glorifizierung der Täter_innen keine Erwähnung.

Diesem geschichts- und erinnerungspolitischen Programm der AfD gilt es entschieden entgegenzutreten.  Die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus, ist für uns zugleich Verpflichtung, jeglichen Geschichtsrevisionismus und deutsch-nationale Heroisierung zu ächten und zwar nicht nur am 27. Januar, sondern jeden Tag.